Ludolph van Ceulen und die Ludolphsche Zahl

Lange Zeit wurde die Zahl Pi auch die Ludolphsche Zahl bzw. Ludolfsche Zahl genannt. Und zwar zu Ehren des Mathematik- und Fechtlehrers Ludolph Van Ceulen, der viele Jahre seines Lebens in die Berechnung der Zahl Pi gesteckt hat.

Ludolph Van Ceulens Name bedeutet genau betrachtet Ludolph aus Köln, tatsächlich wurde er aber am 28. Januar 1540 in Hildesheim geboren. Seine Mutter war Hester de Roode, sein Vater war Johannes Van Ceulen, ein eher weniger begüteter Kaufmann. Demzufolge durfte Ludolph van Ceulen nicht mehr als eine Grundschulausbildung genießen, für eine Universitätsausbildung fehlten der Familie die Mittel.

Dies hat seine mathematischen Studien um einiges erschwert. Da er kein Latein oder Griechisch lesen konnte, war er auf die Mithilfe von Freunden angewiesen. Diese halfen ihm bei der Übersetzung wichtiger Texte. So auch bei der Übersetzung von Archimedes Annäherung an Pi. Damit hatte er sein mathematisches Rüstzeug komplett, den Rest seines Lebens verbrachte er damit, auf Basis der Archimedischen Methode immer bessere Annäherungen für Pi zu berechnen. Während Archimedes für seine zweistellige Näherung 3,14 ein Polygon mit 96 Ecken konstruieren und vermessen musste, hat Ludolph Van Ceulen seine Berechnungen bis hin zum 262-Eck getrieben. Das sind ausgeschrieben 4.611.686.018.427.387.904 Ecken.

Im Jahre 1596 veröffentlichte van Ceulen in einem Buch Pi auf lediglich 20 Nachkommastellen genau, sein eigentlicher Rekord von 35 Nachkommastellen wurde erst posthum veröffentlicht. Ludolph van Ceulen starb am 31. Dezember 1610 in Leiden (Niederlande), im Jahre 1615 veröffentlichte die Witwe Adriana Simondochter ein Werk ihres Mannes mit dem Titel „De arithmetische en geometrische fondamenten“, in welchem 33 Nachkommastellen von Pi aufgeführt wurden. Übrigens ist auf dem Cover des Buches der Autorenname Ludolf van Keulen abgedruckt, der Name hat also eine gewisse sprachliche Anpassung erfahren. Die vollständige Näherung 3,14159265358979323846264338327950288 mit 35 Nachkommastellen wurde erst 1621 in Willebrord van Roijen Snells „Cyclometricus“ veröffentlicht.

Cyclometricus / n-Eck

35 Stellen von pi in Cyclometricus

Diese 35 Nachkommastellen sollen übrigens auf Ludolph van Ceulens Grabstein eingraviert worden sein. Leider ging dieser Stein Anfang des 1900 Jahrhunderts verloren, seit dem 5. Juli 2000 gibt es aber eine Nachbildung in der Pieterskirche in Leiden.

Grabstein von Ludolph van Ceulen
Grabstein Replika in der Pieterskerk in Leiden

Es dauerte über 90 Jahre, bis 1707 van Ceulens Pi Nachkommastellen Rekord von John Machin gebrochen wurde. Es verwundert daher nicht, dass Pi bis ins 19. Jahrhundert hinein auch als Ludolphsche Zahl bezeichnet wurde.

Quellangabe: Ludolph van Ceulen by Dr. Manuel at German Wikipedia (Transferred from de.wikipedia to Commons.) [Public domain], via Wikimedia Commons
Grabstein by A.L. Boon (Stichting Pieterskerk Leiden) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Cyclometricus : de circuli dimensione secundum Logistarum abacos … Lugdunum Batavorum : Elzevir, 1621. ETH-Bibliothek Zürich, Rar 5129, http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-3787 / Public Domain Mark